Wer zu Zeiten der aktuell Wettkampf freien Zeit Herausforderungen sucht, der findet eine ganz spezielle im südöstlichen Frankreich. In mitten der Provence, wo die Alpen beginnen erhebt sich ein 1909 m hoher Gigant. Er ist durch die Tour de France weltbekannt und sorgt mit seiner markanten Spitze für eine nahezu einmalige Atmosphäre – der Mont Ventoux.
Diesen Berg haben einige verrückte Franzosen vor über 30 Jahren auserkoren um jedem Radfahrer, der die ultimative Herausforderung sucht, seine Grenzen aufzuzeigen.
Eine von drei Herausforderungen muss gemeistert werden, um Zutritt zum Club der Verrückten zu bekommen:
Cinglé (137 km und 4400 Höhenmeter)
– Aufstieg und Abfahrt mit dem Fahrrad innerhalb eines Kalendertages (von 0 bis 24 Uhr) über die 3 asphaltierten Hauptstrassen.
Die Wahl der Reihenfolge bleibt dem Teilnehmer überlassen.
Galérien(183 km und 6020 Höhenmeter)
– Aufstieg und Abfahrt mit dem Fahrrad innerhalb eines Kalendertages (von 0 bis 24 Uhr) über die 3 asphaltierten Hauptstrassen.
– Aufstieg über die Forststrasse mit dem MTB (wenn möglich) und Abfahrt über eine der asphaltierten Strassen.
Die Wahl der Reihenfolge bleibt dem Teilnehmer überlassen.
Bicinglette (274 km und 8800 Höhenmeter)
– Je zwei Aufstiege und Abfahrten über jede der 3 asphaltierten Hauptstrassen mit dem Fahrrad innerhalb eines Kalendertages (von 0 bis 24 Uhr).
Die Wahl der Reihenfolge bleibt dem Teilnehmer überlassen.
Marvin Kapalla und Tobias Bünjer wagten am 18.07.2020 einen Versuch in den Club aufgenommen zu werden und nahmen sich vor die Herausforderung „Galérien“ zu bestehen.
Nach erfolgreicher Anreise am Vortag ging es am Samstag um 6:15 Uhr aus Bédoin los. Der 21km lange Anstieg aus Bédoin gilt als der schwerste von den drei asphaltierten Straßen. Und so fuhren die beiden nach anfänglichen 5% rund 10 km mit einer Steigung von 10 %. Um 8 Uhr war nach 1620 Höhenmetern das erste Mal der Gipfel erreicht.
Ohne lange Pause ging es weiter mit der Abfahrt nach Malaucène und nach kurzem Getränkeauffüllen beim Bäcker wieder hinauf zu Funkturm über der Baumgrenze.
Nach den zweiten rund 22 km Anstieg mit 1600 Höhenmeter traten erste Ermüdungserscheinungen ein und wir machten nach der Abfahrt in Sault eine etwa 20 minütige Pause.
Zwei Anstiege lagen noch vor uns. Ein 25,8 km Anstieg mit durchschnittlich 4,7 % (der leichteste Anstiegt des heutigen Tages) und 24,5 km auf Schotter und Sand die Forststraße hoch (durchschnittlich 6,7 %)
Als wir aus Sault los fuhren mussten wir uns aus einem kurzzeitigen moralischen Tief herausarbeiten. Dies gelang mit jedem Kilometer besser und so erreichten wir um halb eins das dritte Mal die Spitze.
Nach einer erneuten Pause auf halber Abfahrt und einer festen Mahlzeit fuhren wir weiter nach Bédoin und wechselten unsere Rennräder gegen Crosser ein.
Der letzte Anstieg. Noch einmal 1620 Höhenmeter. Asphalt gegen Schotter getauscht. Zum Erstaunen von Tobias liefen die ersten eher flachen Kilometer (5%) ganz gut. Allerdings trat bei dem ersten längeren zweistelligen Anstieg schnell Ernüchterung ein. So kämpften Marvin und Tobias sich gute zwei Stunden den Berg hoch (die letzten vier Kilometer wurden wieder auf Asphalt gefahren – allerdings zogen die sich ins unendliche)
Nach einer Fahrzeit von 9:25:14 und 185,7 km kamen beide ziemlich erledigt um 18 Uhr wieder bei ihrer Unterkunft an.
Fazit:
Ein einmaliges Erlebnis und auf jeden Fall eine Reise wert. Vielleicht sogar
ein zweites Mal.